Bodensee Linzgau
Wo Schaf und Storch gute Erholung wünschen
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Radeln im Grünen
Mit Hü-hott durch den Linzgau
Kutschfahrten am Bodensee
Linzgau Sommer mit Mozart
Was für eine Kulisse!
Eine Gemeinde
drei Museen
Von Öpfel und Erdöpfel
Aktion im September rund um den Apfel im Linzgau
„Heißer Sommer“ in Salem
Ein Ferientipp mit viel Musik
Im Linzgau ist immer etwas los
...vor allem in den Sommermonaten

Osterlämmer im Linzgau am Bodensee
Auf ein Schäferstündchen mit Florian Gulde
Iser Schäfer vom Salemer Tal – Bodensee Linzgau
Auf ein Schäferstündchen mit Florian Gulde
Die Kulturlandschaft Linzgau blüht auch dank vieler hungriger Schafe – Der ökologische Kreislauf: Die Tiere grasen und düngen die hügelige Topografie
Der Mann kennt jeden Winkel des Linzgaus. Er streift durch die Landschaft, kennt alle Äcker und Wiesen und scheut nicht den steilsten Hang. „Gerade die unwegsamen Wiesen des Linzgaus sind meist unser Ziel“, sagt Florian Gulde. Er lehnt an seinem Schäferstab und schaut auf seine Herde. Über tausend Tiere versorgt und pflegt er. Der Mann ist Schäfer, das war mit 21 Jahren sein Berufswunsch. „Damals habe ich umgeschult“, lacht der ehemalige Industriemechaniker. Heute ist er staatlich geprüfter Tierwirt-Meister und aktuell 5. Deutscher Meister der Schafscherer. Für viele Linzgauer ist der sympathische Mann einfach: „Iser Schäfer vom Salemer Tal“.
In den Ohren der Städter klingt es fremd. „Ich bin Schäfer“, sagt Florian Gulde selbstbewusst, „da haben schon früher die Mädels in der Disco gestaunt“, lacht er keck. „Meist kam es besser an, als Industriemechaniker“, erinnert er sich, „so kamen immer Nachfragen und schnell hat sich ein Gespräch entwickelt.“
Kein Berufsberater hat ihn auf die Idee gebracht das alte Handwerk des Schafhirten zu erlernen, im Gegenteil. Florian Gulde ging zunächst, wie es sich für Jungs seines Jahrgangs gehörte, in eine ordentliche Lehre. Industriemechaniker, in einem großen Betrieb in Überlingen, ist sein erster Ausbildungsberuf. Ein Arbeitsfeld mit Zukunft und Aufstiegschancen zum Techniker oder gar Ingenieur. Doch nach seiner Lehre tingelte er lieber durch die Welt. Er war in Thailand und den Vereinigten Staaten, danach noch eine Wintersaison in der Schweiz. „Ich wollte die Welt sehen.“ Dabei wurde ihm klar, dass der Linzgau seine Welt ist, und er auf keinen Fall seine Zukunft in einer Fabrik verbringen will.
„Lieber stehe ich jeden morgen früh auf, schaue wie das Wetter ist und versorge dann unserer Tiere“, sagt er heute. Ehrlich gesagt: er muss heute täglich früh raus – bei Sonne, Wind und Regen – denn draußen auf der Wiese im Pferch warten die Schafe auf ihren Hirten. „Nur wenn Schnee liegt halten wir die Tiere in verschiedenen Scheunen im Linzgau verteilt und füttern sie dort.“ Aber an über 300 Tagen, von den 365 im Jahr, liegt im Linzgau kein Schnee. „Vermutlich sind es noch weniger“, sagt Gulde, „denn bei Schnee auf den Höhenrücken wandern wir mit unseren Herden in die tieferen Lagen Richtung See.“
Weichen oder Schäferei
Wachsen oder weichen – war lange Zeit die einzige Alternative für viele Kleinbauern im Linzgau. 1973 stand auch Hermann Gulde vor dieser Entscheidung. Er hatte einen kleinen Bauernhof in Salem-Buggensegel. Doch die Alternativen gefielen dem Landwirt gar nicht, er suchte nach einem Ausweg und kam auf die Idee seinen kleinen Bauernhof mit den wenigen Kühen und wenig Ackerland umzustellen. „Mein Vater hat mit nur einigen Schafen begonnen. Wir Kinder fanden das toll. Ich habe schon mit sieben Jahren Schafe gehütet."
Florian Guldes Vater hat sich in die Schäferei reingefuchst und 1977 die Prüfung zum staatlich anerkannten Schäfermeister abgelegt. Florian wollte das Geschäft von Anfang an professionell angehen. „Heute ist man als Schäfer in erster Linie Unternehmer“, sagt er, „von wegen nur mit der Herde durch die Landschaft tingeln. Das Geschäft muss laufen. Ich muss die Tiere vermarkten.“ Deshalb züchtet Gulde heute seine Schafe selbst, hegt und pflegt sie, schert ihnen die Wolle und schlachtet sie schließlich, wobei der Verkauft des Fleischs sein Broterwerb ist.
Lammfleischesser sind Umweltschützer!
Lammfleischesser sind Umweltschützer! Man mag sich nicht vorstellen, wie schwer befahrbare Wiesen heute dank intensiver Landwirtschaft schnell versteppen würden. Gerade in der hügeligen Landschaft des Linzgaus sind viele Hanglagen mit dem Traktor kaum zu befahren. Florian Gulde aber zieht mit seinen Schafen an jeden Steilhang. Hier grasen die Tiere und düngen, damit sorgen sie für frischen, grünen Graswuchs und eine intakte Natur. Das ist ein jahrhundertalter, ökologischer Kreislauf.
Guldes Lämmer haben ein sorgenfreies Leben. Die Tiere dürfen, wie es sich gehört, auf grünen Wiesen grasen. Die Lämmer verbringen ihre ersten Wochen ganz natürlich bei ihrem Mutterschaf. Gulde verzichtet auf die Schafsmilch und überlässt sie denen sie gehört, den Lämmern. „Wir behüten unsere Tiere von der Geburt bis zum Schlachthaus artgerecht.“ Und selbst kurz vor der Schlachtung grasen die Tiere noch unbekümmert im Freien. „Stressfrei!“, ist das Losungswort Guldes. Seine Schafe weiden rund um das Schlachthaus und traben ohne Todesahnung zur Schlachtbank. „Das ist die Garantie für bestes und zartes Lammfleisch.“
Während Gulde das Leben eines heutigen Schäfers schildert achtet sein Hund auf den Zusammenhalt der Herde. Er kennt nicht jedes Tier einzeln, aber er weiß genau welches der Schafe zu welcher Familie gehört. Er kennt jeden Stammbaum, weiß von ihren Wehwechen und kennt auch ihre Stärken. Seine Merino-Schafe zählen zu den Fleischschafrassen, man räumt ihnen jedoch auf Grund der feinen Merinowolle eine Sonderstellung ein. Ursprünglich kommen sie aus Spanien, fühlen sich aber seit Generationen auch in Süddeutschland zuhause.
Dann klingelt mitten auf der idyllischen Wiese ein Handy. „Schäferei Gulde“, meldet sich der Chef. Ein Linzgau Koch ist am anderen Ende. Gulde verspricht ihm Lamm-Rücken und -Schultern. „Die Köche wollen beste Qualität“, weiß er. Kundenzufriedenheit und Vermarktung ist das wichtigste Standbein des Schäfers. Oft ist sein Vater noch mit den Tieren unterwegs, während Florian im Büro oder Schlachthaus arbeitet.
Deutscher Scher-Meister
„Unser Beruf ist kein Hexenwerk“, sagt Florian Gulde zu seinem 18jährigen Auszubildenden, und zeigt dann doch stolz eine Urkunde. Er hat bei der Deutschen Meisterschaft der Schafscherer den fünften Platz belegt. „Mein Bruder ist der amtierende Deutsche Meister.“ Der fünf Jahre jüngere Bruder Emanuel ist heute professioneller Schafscherer. Acht Monate im Jahr tingelt er als Mobiler-Scherer durch das Land und zu den verschiedenen Scher-Meisterschaften. Hier zeigt sich dann doch eine ausgefeilte Kunstrichtung der Schäferei. In 75 Sekunden hat Emanuel Gulde ein Schaf rasiert.
Florian winkt ab. „Mein Bruder hat das Scheren perfektioniert.“ Schließlich schert Emanuel das ganze Jahr über. Florian dagegen sieht seine Teilnahme bei den Meisterschaften eher als sein Hobby. Er hat das ganze Jahr über zuhause Verantwortung für 1.000 Schafe. Sorgt mit seinen Böcken dreimal im Jahr für die Fortpflanzung, danach für die Aufzucht und nicht nur zu Ostern für bestes Lammfleisch.
Nachts zuhause
Florian Gulde ist ein Linzgauer, der auf seine Art beweist, dass auch ländliche Regionen Zukunftschancen bieten. Er hat als junger Kerl wohl einen der ältesten Beruf ergriffen, füllt ihn aber den heutigen Ansprüchen gemäß aus. Er ist zwar noch immer Schäfer, aber auch Metzger, Schafwollverkäufer und Marketing-Manager. Abends haben seine Schäferstunden ein Ende. Dann zäunt er die Tiere in einem Pferch ein – und fährt nach Buggensegel nach Hause zu seiner Familie.
Schäferei Gulde
Laurentiusstr.1
88682 Salem-Buggensegel
Tel: 07553/7121 Mobil: 0171/6917185